Die Joseph-von-Fraunhofer-Halle in Straubing ist vom LBV für ihre “vogelfreundliche Glasfassade” ausgezeichnet worden
Quelle: IDOWA, 26.07.2024, Fotos & Text von Ursula Eisenmann (Straubinger Tagblatt, Lokalredaktion)
Von Ursula Eisenmann
“Sie sind Vorreiter im Vogelschutz. Schon vor 30 Jahren haben Sie das Richtige gemacht und vielen Vögeln das Leben gerettet”, lobte Dr. Norbert Schäffer, Vorstandsvorsitzender des Landesbunds für Vogel- und Naturschutz (LBV), die Stadt Straubing für die vogelfreundliche Glasfassade der Joseph-von-Fraunhofer-Halle. Dafür zeichnete der LBV am Donnerstag die Ausstellungs- und Veranstaltungs-GmbH mit der Urkunde “Vogelfreundliche Glasfläche” aus.
Mit dem Einbau individualisierter, bedruckter Scheiben im Foyer der Fraunhoferhalle werden Kollisionen von Vögeln mit Glas deutlich reduziert, heißt es in der Urkunde. Damit setzt sich die Stadt aktiv für den Naturschutz vor Ort ein und trägt zum Erhalt der heimischen Natur bei. Die Auszeichnung erfolgte im Rahmen des neuen LBV-Projekts “Unsichtbares sichtbar machen – Reduzierung von Vogelschlag an Glas”.
In dem Projekt gehe es darum, Vogelschutz in Bauvorhaben mitzuverankern, sagte Projektleiter Dr. Peter Stimmler. Das Ausmaß von Vogelschlag sei enorm. Im Durchschnitt kämen im Jahr zwei Vögel allein an Ein- und Zweifamilienhäusern ums Leben, was sich auf 30 bis 35 Millionen Vögel pro Jahr summiere. Einschließlich größerer Gebäude und Hochhäuser sei Vogelschlag an Glas mit hochgerechnet über 100 Millionen Fällen die zweithäufigste Todesursache von Vögeln in Deutschland. Jeder zehnte Vogel sterbe an Glasflächen. Ursache hierfür sei, dass Glas eine unsichtbare Mauer darstelle oder aufgrund von Spiegelungen nicht als Hindernis wahrgenommen werde.
Vogelschutz-Folien mit Punktraster
Als Schutzmaßnahmen nannte Stimmler beispielsweise Vogelschutz-Folien mit Punktraster. Dank der metallenen Punkte gebe es 90 Prozent weniger tote Vögel. Der Projektmanager lobte Straubing dafür, nicht nur in der Stadthalle, sondern auch an Bushäuschen aktiven Vogelschutz zu betreiben – beispielsweise am Bahnhof. Die Stadtwerke rüsteten die Scheiben der Bushäuschen mit Folie nach oder bauten in neue Bushäuschen vorsorglich bedruckte Gläser ein. “Es gibt nicht viele Städte in Bayern, die das machen.” Der LBV berate auch die Bauleitplanung des neuen BMW-Batteriewerks in Irlbach/Straßkirchen, die Schutzmaßnahmen berücksichtigen wolle.
“Greifvogel-Silhouetten funktionieren nicht”
Für die Auszeichnung “Vogelfreundliche Glasfläche” könne man sich seit April dieses Jahres bewerben, sagte Stimmler. Unter den bisher zehn verliehenen Plaketten sei auch das Zukunftsmuseum Nürnberg. Mit der Auszeichnung wolle man die Investition für den Vogelschutz wertschätzen und Umweltbildung betreiben: “Heute weiß man: Die Greifvogel-Silhouetten funktionieren nicht.” Es gehe darum, das Thema “Vogelfreundliche Glasfläche” in den Köpfen zu verankern. Die Straubinger Stadthalle sei aus Sicht des LBV etwas Besonderes. “Ich kenne kein anderes Projekt, das den Vogelschutz schon vor 30 Jahren bereits beim Bau in diesem Ausmaß mitgedacht hat. Da sind Sie Vorreiter,” war Stimmler voll des Lobes.
Schäffer hoffte, dass die Auszeichnung gerade in einem so stark frequentierten Gebäude wie der Joseph-von-Fraunhofer-Halle eine Multiplikatoren-Wirkung entfalte. Die Plakette solle dazu beitragen, dass die Besucher sich darüber Gedanken machten, was sie selbst in ihrer Umgebung gegen Vogelschlag tun könnten. OB Markus Pannermayr war beeindruckt, dass der Vogelschutz vor 30 Jahren beim Bau der Fraunhoferhalle schon berücksichtigt wurde. Wenn jeder an seinem Platz erreichbare Potentiale hebe, dann könne viel geschehen, wünschte der OB, dass die Auszeichnung sensibilisiere und zum Nachahmen animiere. Man werde die Auszeichnung plakativ analog und virtuell ausstellen, um Problembewusstsein zu schaffen, versprach Roman Preis, Geschäftsführer der Ausstellungs- und Veranstaltungs-GmbH.
Quadratische Punkte mit Initialen von Fraunhofer
Die Stadthalle in Straubing sei nach ihrem Studienende 1993 ihr Erstlingsprojekt gewesen, erinnerte sich Architektin Brigitte Strohmaier, die zum Planungsteam im Architekturbüro Sternecker gehörte und vom LBV ebenfalls ausgezeichnet wurde. In Zusammenhang mit dem Glasfoyer in Form einer Ellipse sei auch der Vogelschutz Thema gewesen – etwa wegen der exponierten Lage und der abends meist beleuchteten Fassade. Letztendlich habe man sich für eine Bedruckung mit quadratischen Punkten entschieden, die in Form der Initialen von Joseph von Fraunhofer aufgelöst wurden. Dass man auch im Kleinen etwas machen kann, machte Brigitte Strohmaier anhand ihres Vorgehens bei ihrem eigenen Haus deutlich. Sie besorgte bei einem Folienhersteller Glasspiegelpunkte und klebte sie auf die Fenster, gegen die immer wieder Vögel geflogen sind. Mit großem Erfolg.
Quelle: IDOWA, 26.07.2024, Fotos & Text von Ursula Eisenmann (Straubinger Tagblatt, Lokalredaktion)